Nachdem uns im Frühjahr des Jahres 2022 zugesagt wurde, dass sich die Texplast GmbH, ein Unternehmen der österreichischen ALPLA-Group, bezüglich der umherfliegenden Flaschenetiketten Gedanken zu einer Lösung des Problems machen wird, hatten wir am 14.11.2022 mit den Verantwortlichen dazu eine Beratung, wo uns verschiedene Optionen offengelegt worden sind. Im Verarbeitungsprozess der Firma verlassen immer wieder Plastikteilchen das Betriebsgrundstück und werden auf umliegende Grundstücke im Umkreis von bis zu 800 m verweht.
In diesem Termin wurde insbesondere festgelegt, dass auf uns erneut zugegangen wird und wir über beabsichtigte oder zurückliegende Maßnahmen informiert werden. Dies sollte innerhalb von ca. zwei bzw. drei Monaten der Fall sein. Wir waren geduldig, aber passiert ist nach über einem Jahr – nichts! Wir haben Verständnis, dass Maßnahmen nicht von heute auf morgen umzusetzen sind oder umgesetzt werden konnten. Abgesehen davon besteht das Problem allerdings schon viele Jahre, in denen man sich Gedanken zur Verbesserung der Situation machen konnte.
Nach Aussage von Texplast hat die Firma einen Flyer an umliegende Nachbarn verteilt, in welchem sie um Information bitten, falls bei besagten Grundstücken Verunreinigungen auftreten. Sie versichern sofort dort tätig zu werden, wenn Beschwerden auftreten. Ob dies wirklich erfolgt, wissen wir nicht. Zumindest gilt diese Zusage scheinbar nicht bei Bürgern, die den Etikettenmüll melden, denn diese werden zum Teil ignoriert oder eine Beseitigung zugesagt, die dann nicht erfolgt.
Kommt also Texplast den vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld erteilten Auflagen nach?
Dies haben wir zum Anlass genommen, um einen Grünstreifen in der Nähe von Texplast (außerhalb des Betriebsgeländes) in Augenschein zu nehmen. Die Verunreinigungen sind erschreckend. Auf einem abgesteckten Quadratmeter Grünfläche haben wir sage und schreibe 147 Schnipsel von zerrissenen Etiketten aufgesammelt, die eindeutig der Firma zugeordnet werden können. Dabei wurden kleinste Stücken noch nicht einmal aufgesammelt, da dies teilweise unmöglich war. Hier fragt sich auch, wie die Firma diese kleinen Schnipsel aufzulesen vermag, wenn sie so klein sind, nach und nach zu Mikroplastik werden und ins Erdreich und schließlich in unser Grundwasser eindringen.
Wir sind der Überzeugung die Verunreinigungen werden nicht bzw. nicht vollständig bereinigt und es entsteht somit ein Umweltschaden, der nicht hingenommen werden darf.
Die besagten 147 Schnipsel wurden als Weihnachtsgeschenk verpackt dem Landrat Andy Grabner im Rahmen der Kreistagssitzung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld von unserem Kreistagsmitglied Christian Hennicke übergeben. Verbunden war die Übergabe mit der Bitte die Auflagen ausreichend zu überwachen, um eine Verbesserung der Situation zu erreichen oder gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
„Seit Jahren gibt es Hinweise aus der Bevölkerung. Den erteilten Auflagen fehlt es aber an Wirksamkeit und Konsequenz. Das Recycling auch ohne Belastung für Umwelt und Bevölkerung möglich ist zeigen vergleichbare Anlagen. Durch das Agieren von Texplast wird nicht nur Vertrauen in Aufsichtsbehörden erschüttert, sondern auch die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger gegenüber Industrieansiedlungen. Das können wir uns als Wirtschaftsstandort nicht leisten.“
Kreistagsmitglied Christian Hennicke
Wir werden es uns von nun an zur Aufgabe machen, regelmäßig Begehungen an den neuralgischen Punkten durchzuführen und zur Anzeige zu bringen. Wir bitten die Bürgerinnen und Bürger dies auch zu tun. Gern können auch Meldungen an texplast@gruene-anhalt-bitterfeld.de gesendet werden. Wir werden die Meldungen dann an die zuständigen Bereiche weiterleiten.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ortsgruppe Goitzsche-Seenland